Ist die Fuji X100VI die beste Alltagskamera? Mein Erfahrungsbericht

Nach (sehr) langem Überlegen habe ich es getan. Ich habe mir die Fujifilm X100VI zugelegt und hatte sie nun als einzige Kamera im Familienurlaub dabei, habe Geburtstage und Ausflüge mit ihr erlebt und sie einfach dauerhaft griffbereit, um Fotos zu schießen. Und da ich so lange hin und hergerissen war, hier mein Fuji X100VI Erfahrungsbericht: Ist die Fuji X100VI die beste Alltagskamera?

Ich weiß, dass die Kamera noch immer ziemlich im Hype ist. Generell kommen kompakte Kameras der „Point & Shoots“ wieder deutlich mehr in Mode. Aber ich will mir zumindest einreden, dass ich nicht nur auf den Hype hereingefallen bin. Ich kann erklären, wieso meine Entscheidung auf die Kamera gefallen ist und am Ende zeigen, ob sich der Kauf gelohnt hat.

Aber ich will von vorn anfangen, denn wieso sollte man solche Kameras überhaupt in Betracht ziehen? Besaß ich doch bereits eine Sony A7 III und entsprechende Objektive, sowie ein modernes Smartphone für das „gelegentliche Knipsen“. Braucht man eine kleine Kamera?

Mein Wunsch nach einer kleinen Alltagskamera

Obwohl ich natürlich gern neue Gadgets kaufe und diese ausprobiere, bin ich überzeugt, dass mein Wunsch nach einer kleineren Kamera begründet war und ich habe mir den Kauf nicht leicht gemacht. Gemerkt habe ich das in den letzten Urlauben und dann auch bei Familienausflügen. Als wir beispielsweise 2023 in Thailand waren, hatte ich natürlich meine A7 III dabei. Vorn aufgeschraubt war das alte Sigma 24-70mm f/2.8. Eine Kombination, die zusammen ca. 1,5kg wog.

Nun müsst ihr aber wissen, dass wir viele Ausflüge gemacht haben und ich bei diesen meine Tochter in einer Kraxe trug. Ich hatte also wohl insgesamt ca. 15 – 18kg auf dem Rücken und dann noch 1,5kg um den Hals. Ein Bild dieses Setups seht ihr auf der Über mich Seite. Während diese Kombi super Bilder produzierte, war sie für Ausflüge ein Fluch. Bei einer Wanderung hoch auf den Khao Ra, den höchsten Berg Koh Phangans, verstaute ich die Kamera sogar in der Kraxe, da ich sie nicht mehr um den Hals haben wollte. Dafür sollte man Kameras nicht mitnehmen. Teilweise wurde die Kamera auch nur eingepackt, wenn der Ausflug „gute Fotos wert war“. Bei abendlichen Ausflügen oder der Erkundung der Ortes um die Ecke, blieb sie des Öfteren im Hotelzimmer liegen, um „leicht unterwegs zu sein“. Fotos wurden dann mit dem iPhone geschossen.

Meine erste Erleichterung war der Entschluss, dass ich keine Offenblende von f/2.8 bräuchte. Zumindest nicht bei meinem 24-70mm auf Reisen. Ich tauschte also das Sigma gegen das Sony 20-70mm f/4. Dies reduzierte das Gewicht des Objektivs von 835g auf 488g und somit was das ganze Kamera-Setup nun „nur noch“ ca. 1,1kg schwer.

2024 ging es mit diesem Setup dann nach Kroatien für den nächste größeren Urlaub mit einigen Wanderungen, z.B. entlang der Plitvicer Seen. Das Objektiv beeindruckte mich. f/4 war völlig ausreichend und die Bilder gefielen mir. Aber die ~350g Ersparnis um den Hals waren einfach nicht genug, um das Gewicht, welches um meinem Hals hing, „angenehm“ zu machen. Ich trug weiterhin eine Kraxe auf dem Rücken und auch, wenn meine Tochter nun immer häufiger mal selbst laufen wollte, ergab sich insgesamt dasselbe Bild, wie zuvor in Thailand. Das Gewicht um den Hals ist zu groß und somit wurde die Kamera nur mitgenommen, wenn Ausflüge „es wert“ waren. Im Alltag oder zu kleineren Touren blieb sie zurück.

Doch geht es nicht nur um Urlaube. Auch bei Familienausflügen oder kleinen Events blieb die Kamera zuhause. Fotos wurden dann mit dem iPhone geknipst. Als Objektiv ist zuhause das verhältnismäßig kleine 35mm f/1.8 von Sony auf meine A7 III geschraubt. Trotzdem ist die Kamera in diesem Setup mit fast 1kg recht schwer und vor allem sperrig. So kamen zwei Punkte zusammen: Erstens ist es immer eine Hürde, diese Kamera umzulegen, um sie mitzunehmen und zweitens ist sie sehr auffällig. Greife ich nach ihr, fällt dies auf. Das große Setup wirkt nicht nach „Alltagsknipse“. Niemand schaut, wenn jemand mit dem Smartphone fotografiert. Greife ich aber zu einem solchen Kamerasetup, fällt es auf.

Und so entstand der Wunsch, bessere Fotos machen, jedoch keine riesige Kamera mitschleppen zu wollen. iPhone Fotos sind nett, aber ich bin diesen Smartphone-Look langsam satt. Alles überschärft, HDR lässt jede nette Wolkenschicht aussehen, als zöge gleich ein Orkan auf und irgendwie erfreut mich das Fotoschieße, der Akt des Aufnehmens eines Fotos, mit dem Handy auch nicht mehr. Teilweise gefällt mir die Live-Ansicht, die beim iPhone kurz startet, wenn man das Foto öffnet, viel besser, als das, was schlussendlich angezeigt wird, wenn das Foto „stoppt“ und das eigentliche Bild anzeigt. Ich merke auch, dass ich viel weniger fotografisch festgehalten habe, wenn ich mit dem iPhone Fotos machen müsste.

Meiner Suche nach der besten Alltagskamera

Wie ein anständiger Tech-Nerd tauchte ich also ins Rabbit Hole der Kameras ein und suchte verschiedene Optionen für leichte, aber gute Setups heraus. Ich wog die Vor- und Nachteile ab, verglich, schaute mehr YouTube-Videos zu dem Thema, als es hätten sein müssen und entschied mich schlussendlich. Aber ich will nicht vom roten Faden abweichen. Lass mich kurz die Optionen beleuchten, die mir in den Sinn kamen und zu jeder Option ein paar Gedanken niederschreiben.

Sony A7C II / A7C R: Der vermutlich offensichtliche Kandidat. Sony ist technisch in vielen Bereichen führend, speziell im Auto- und Augenfokus. Ich besitze eine Sony-Kamera und kenne das System. Ich habe Objektive für das System und Sony hat eine Kamera mit Vollformatsensor in die Form einer APS-C Kamera gedrückt. Irre! Gepaart mit dem Sony 40mm f/2.5 G Objektiv ein recht handliches Setup. Nicht ganz 700 Gramm, relativ handlich mit ca. 9 cm Länge und super Technik. Außerdem wäre dies eine Kamera, die auch bei Urlauben z.B. mit Safaris geeignet wäre, denn dann schraubt man einfach das dicke Tele auf die Kamera und für abendliche Ausflüge dann wieder das kleine 40mm (oder 24mm, das gibt es auch im selben Formfaktor).

Ricoh GR III (X HDF): Der nächste Kandidat war die Ricoh GR III oder als Variante X mit HDF (Highlight-Diffusion-Filter). Das kleinste Gesamtpaket. Passt wirklich in Jacken- oder manche Hosentaschen und die Bilder, die man so sieht, sind super. APS-C Sensor mit 28mm oder 40mm in der X-Variante (jeweils Vollformat-Äquivalent) und Lichtstärke f/2.8. Nur 255 Gramm schwer, wirklich handlich und damit eine super Wahl! Was ich zum Zeitpunkt meiner Entscheidung noch nicht wusste, mittlerweile ist die Ricoh GR IV für den Herbst 2025 angekündigt. Wenn du die Kamera also in Betracht ziehst, erwäge vielleicht, ein wenig zu warten.

Leica D-Lux 8: Eine Leica! Leica-Farben, top Verarbeitung. Nicht ganz so klein, wie die Ricoh, aber trotzdem noch ziemlich handlich und dann ein Zoom-Bereich von 24-75mm (Vollformat-Äquivalent). Eine Lichtstärke von f/1.7 im Weitwinkel bis f/2.8 im Tele-Bereich. Allerdings „nur“ ein Micro-Four-Thirds Sensor. Also kleiner, als bei der Ricoh, trotzdem deutlich größer (und besser), als im Smartphone. Jedoch würden Makler schreiben, „eine Kamera, um das Fotografieren zu genießen“. Sie ist langsam. Startet langsam, zoomt langsam, fokussiert recht langsam. Aber die Bilder, die Farben… Leica halt!

Fujifilm X100VI: Der bekannteste Kandidat, die X100VI. Ich muss sagen, der Hype der Vorversion ist voll an mir vorbeigegangen und diesen habe ich erst mitbekommen, als die neue Version veröffentlich wurde und die Fotografie-Kanäle diese testeten. APS-C Sensor und 35mm Festbrennweite (wieder Vollformat-Äquivalent). 40 Megapixel und Fuji-Farben. Die Farbprofile, die vermutlich für den Hype des Vorgängers sorgten. Das Versprechen, kaum bis gar nicht nachbearbeiten zu müssen. Deutlich verbesserter Autofokus (allerdings komme ich von einer Sony, also die Messlatte liegt [unerreichbar] hoch). Mit 520 Gramm etwas schwerer, als die Ricoh und die Leica, dafür mit f/2 lichtstärker, als die Ricoh und mit dem APS-C Sensor mit einem größeren Sensor ausgestattet, als die Leica. Vielleicht der optimale Mittelweg zwischen Ricoh und Leica auf der einen Seite und der doch nochmal deutlich größeren und schwereren Sony-Variante auf der anderen? Und zählt der Charme-Faktor oder ist das einfach Marketing?!

Fujifilm X-T5(0): Und zu guter Letzt war mein Interesse für Fuji geweckt, wieso also nicht mal deren Kameras mit Wechselobjektiven ansehen. Die X-T5 oder X-T50. Die X-T50 ist kaum größer, als die die X100VI und der Kamerabody selbst ist sogar leichter. Klar, da muss ein Objektiv dran, aber das 27mm (ca. 40mm auf Vollformat) f/2.8 ist ebenfalls super schmal und lässt die X-T50 in derselben Größen- und Gewichtsklasse spielen, wie die X100VI. Hat aber die Option, für Urlaube andere Objektive dran zu hängen. Äquivalente zu den 24-70ern oder auch „dicke Tele“ für geplante Safari-Trips. Aber dann wäre die X-T50 meine einzige Kamera. Nur 8 Bilder pro Sekunde im Burst-Mode, aber ich fotografiere auch Sport, wie Springreiten. Meine A7 III macht 10 Bilder pro Sekunde und mit einer neuen Hauptkamera würde ich mich hier eher noch verbessern wollen. Die X-T5 macht 15 Bilder pro Sekunde 😀 Aber die ist wieder deutlich schwerer und größer. Würde ich diese als Alltagskamera mitnehmen?

Jede dieser Varianten hat ihre Stärken und jede Option ist valide. Am Ende sind es persönliche Präferenzen. Wenn ich jetzt schreiben würde, wieso ich alle anderen nicht gewählt habe, wirkt es, als sei die X100VI der Sieger nach Ausschlusskriterium geworden. Aber das ist nur halb wahr. Mein Bauchgefühl (und auch mein Kopf) haben die Leica und die Ricoh recht schnell ausgeschlossen. Beide haben keinen guten Autofokus. Gerade bei der Ricoh wird oft empfohlen, den Fokus im vornherein auf eine spezifische Distanz einzustellen und bei der Leica kam der kleine Sensor hinzu. Also Fuji oder Sony?

Ich hätte gern die Sony genommen. Wirklich! Aber ich hatte zwei Bedenken: Zum Einen das Tilt-Display. Ich will hauptsächlich fotografieren und nicht Vloggen und dabei präferiere ich neigbare Displays. Wie bei der X100VI und meiner A7 III. Ich würde es natürlich auch gern hochkant neigen wollen, aber ein Tilt-Display ist einfach nicht meins. Zum Anderen die Größe, gerade unter dem Gesichtspunkt einer Alltagskamera. Ich hatte Sorge, dass die Sony nicht „klein genug“ wird und am Ende nicht die Erleichterung bringt, die ich gern hätte. Dass ich dann die nächste Kamera habe, die ich nicht einfach umhänge, wenn es zum Grillen in den Garten oder zu einem Ausflug an die Elbe geht. Die Fuji hingegen überzeugte mich mit dem 40MP-Sensor (und den Crop-Möglichkeiten), dem nicht mehr so schlechten Autofokus (wenn auch nicht auf Sonys Niveau), dem Gewicht und der Größe und dem Versprechen, dass fertige Bilder produziert werden und diese mit einer guten App direkt überall aufs Handy übertragen werden könnten. Und so war die Entscheidung gefallen: Fuji X100VI. Und sollte sie mir doch nicht gefallen, würde ich bei einem Verkauf nur wenig Verlust machen.

Allerdings würde die Fuji meine A7 III nicht ersetzen, sondern ergänzen. Und da wir von ergänzen sprechen, ich ergänzte meine Fuji noch mit einem 1/8 Black Promist Filter von K&F Concept, sowie einem Shutter Button, weiteren Batterien, einer Gegenlichtblende und dann konnte es losgehen.

Erster Eindruck der Fuji X100VI als Alltagskamera

Bevor es in den ersten Urlaub ging, konnte sich die X100VI nun erstmal beim Kindergeburtstag meiner Tochter, der Geburtstagsfeier meines Schwagers, einem Ausflug in den Hansa Park und einfach dem Alltag zuhause beweisen. Die Kamera war überall dabei – mehr noch, ich nahm sie gern mit! Das war ein ganz neues Gefühl. Es war gar keine Frage mehr für mich, ob ich die Kamera zu diesen Ausflügen und Events umhing. Ich tat es einfach. Etwas, das ich mit der Sony vorher nie machte.

Dies war bereits ein riesiger Pluspunkt bei der Bewertung als Alltagskamera. Und auch die Wahrnehmung meiner Kamera änderte sich. Das war etwas, das ich vorher oft in Reviews hörte, aber nicht einordnen konnte. Aber tatsächlich stößt man mit der X100VI auf Interesse: „Hast du dir jetzt eine Filmkamera zugelegt?“ und „Cool, die ist ja Retro!„, sind nur zwei Beispiele an Reaktionen. Mein Sony-Setup rief eher Reaktionen, wie „Ohje, jetzt werden wieder Fotos gemacht“ hervor. Es störte also nach kurzem Interesse nicht mehr, dass die Kamera ebenfalls dabei war. Es fiel teilweise gar nicht auf, wenn ich abdrückte und so kamen wunderbare Momentaufnahmen zustande.

Und die Fotos selbst nehme ich meist in der eher subtilen, aber schönen Filmsimulation Reggie’s Portra oder dem neuen Farbprofil Reala Ace auf, ich schieße in HEIF und lade die Fotos direkt per iPhone- oder iPad-App in die Fotomediathek. Ebenfalls ein Workflow, den ich mit der Sony nie leben konnte, da die App einfach sch****…. schlecht ist.

Das gibt einige Punkte bei der Frage, ist die Fuji X100VI die beste Alltagskamera?

Erster Urlaub mit der Kamera

Dann ging es in den Urlaub und ich überlegte ein wenig, ob ich wirklich ausschließlich die Fuji X100VI mitnehmen sollte. Ich entschied mich dafür und wurde ebenfalls nicht enttäuscht. Die Kamera hat mich überzeugt. Ich nahm sie sogar mir, wenn wir nur kurz an den Strand oder an die Promenade um die Ecke gingen. Auch, wenn wir nur einen kleinen Spaziergang machten. Die Kamera war immer dabei und so kamen einige tolle Bilder zustande. Immer wieder begeisterten mich die Farben so sehr, dass ich meine Frau auf diese hinwies. Ich glaube, sie merkte, wie glücklich ich mit der Kamera war. Es gab ein ganz wenige Situationen, in denen ich mir etwas weitwinkligeres gewünscht hätte. Doch dann habe ich ja noch immer mein iPhone. Ein Kompromiss, den ich gern eingehe, um das neue „Kameragefühl“ zu haben.

Doch lohnt sich die Kamera wirklich? Ich möchte hier einmal drei Vergleiche zwischen iPhone und Fuji X100VI zeigen. Ohne Bewertung, auch das iPhone macht super Bilder, jeder darf sich hier gern ein eigenes Bild machen und jeder darf bevorzugen, was er möchte. Bei diesen Bildern will ich euch eher auf die Darstellung, das Bild selbst, die Farben hinweisen. Ich habe die Bilder verkleinert und für Web-Darstellung optimiert. Ein „Pixel Peeping“ ist somit nicht möglich.

Links sind immer die iPhone-Fotos, rechts die, der Fuxji X100VI. Die beiden letzten Fotos der X100VI sind landscape, mit einem Klick auf die Fotos könnte ihr den gesamten Ausschnitt sehen.

Für mich gibt es ein paar Punkte, auf die ich gern eingehen würde. Im ersten Foto die Unterschiede beim Wasser. Mit dem eingebauten ND-Filter konnte ich die Verschlusszeit bei der X100VI etwas verringern, um das Wasser nicht tropfenweise einzufrieren und so den Brunnen „lebendiger“ wirken zu lassen. Im zweiten Foto kann man sich das Bokeh gern mal ansehen. Bei der Fuji X100VI war ich bei Blende f/2.8, hätte somit sogar noch mehr Bokeh erzeugen können. Und dann die Farben. Diese habe ich bei der X100VI mit Reggie’s Portra allerdings bewusst gewählt. Sie hätten auch deutlich kühler oder neutraler sein können. Ich mag aber die warmen Farben und den sanfteren Himmel, aber das ist Geschmacksache. Allerdings hat man bei der X100VI die Wahl und kann dies ändern. Beim iPhone eher nicht.

Fazit: Ist die Fuji X100VI die beste Alltagskamera?

Nun aber zur eingangs gestellten Frage: Ist die Fuji X100VI die beste Alltagskamera? Ich mag die Kamera! Nehme sie gern auch zuhause mal in die Hand, mache Fotos im Garten, wenn wir draußen sind. Ich mag, dass ich sie gern einpacke, wenn wir einen kleinen Ausflug machen oder es kleine Familienfeiern gibt. Es fühlt sich nicht an, als müsste ich sie mitnehmen, damit es schöne Bilder gibt. Ich will sie mitnehmen und das ist ziemlich cool.

Aber nun zu den Kaufargumenten und hat sich die Kamera gelohnt?

Die Bilder sind super. Punkt. Aber. Hier sollte es eigentlich nach dem Punkt aufhören, denn die Bilder sind super! Aber als Sony-Nutzer muss ich mich erstmal an ein paar Dinge gewöhnen. Der Dynamikumfang kann über ganz viele Wege manipuliert werden. DR-Werte, DR-Priorität, manuelle Tonkurve für Licht und Schatten und es gibt einen dedizierten HDR-Modus. Puh! Zum Glück gibt es pal2tech auf YouTube, der die Unterschiede super erklärt. Nach etwas Ausprobieren fand ich dann auch mein präferiertes Setting.

Die Einstellräder werden von ganz vielen gelobt. Bei mir stehen diese eigentlich auf „A“ und ich fotografiere 90% in Blenden-Priorität. Also meine Blende ist manuell eingestellt, für die Verschlusszeit habe ich ein Minimum gesetzt (bzw. 3 Werte konfiguriert, sodass ich je nach Situation schnell wechseln kann) und ISO ist ebenfalls automatisch innerhalb von gesetzten Limits. Wenn ich eine Szene tatsächlich stilisieren will (Lichtstreifen, Wasser glätten, etc.), dann nutze ich natürlich die Räder. Allerdings geben mir die Einstellräder hier keinen Mehrwert. Ob ich nun die Sony auf „M“ drehe und dann per Drehrädchen alles einstellen kann oder bei der Fuji direkt die Einstellräder justiere, ist mir relativ egal. Vielleicht bin ich hier zu wenig der „Genießer“ 😀

Die Größe und das Gewicht sind genial! Selbst mit Gegenlichtblende finde ich die Abmessungen noch völlig in Ordnung. Meist habe ich die Kamera an einem Gurt quer über die Schulter gehängt und da stört mich nicht, ob die Gegenlichtblende dran ist, oder nicht. Ich habe einen Filter-Adapter, auf den keine Gegenlichtblende passt (um kein Gewinde zu haben), aber die Kamera trotzdem wetterfest abdichtet. Aber mit der Gegenlichtblende sieht die Kamera einfach doch nochmal schicker aus und es reduziert Flares.

Der Autofokus… der Knackpunkt. Der Autofokus funktioniert und er ist nicht schlecht. Aber er ist schlechter, als bei meiner Sony A7 III. Zumindest empfinde ich das so. Aber ich bin auch verwöhnt und weiß, die A7C II wäre nochmal um Einiges besser, als die A7 III. Bei der X100VI geht es so weit, dass ich das (De-)Aktivieren der Personen- und Augenerkennung auf einen Knopf gelegt habe. Denn zu oft fokussiert die Kamera auf irgendeine Person im Hintergrund und nicht die, im Vordergrund, die das offensichtliche Motiv ist. Mittlerweile bin ich schnell dabei, dann die Erkennung von Personen zu deaktivieren und die Fokus-Zone auf die vordergründige Person zu legen. Das Verfolgen dieser Person (Continuous autofocus oder AF-C) funktioniert dann super. Aber halt nur, weil er dann richtig in der Zone fokussiert und nicht die korrekte Person automatisch erkennt. Ich würde auch erwarten, dass Personen, die sich in der Fokus-Szene befinden, Vorrang haben, bei der Personenerkennung, denn scheinbar habe ich diese im Zielbereich der Komposition positioniert. Aber das scheint keine Rolle zu spielen. Das kenne ich so von der Sony nicht. Selbst meine A7 III erkannte eigentlich immer die richtige Person und auch der Fokuspunkt spielte eine Rolle bei der Gesichts- und Augenerkennung. Ich bin mir noch unsicher, wie sehr mich dieses Verhalten stört oder ob es einfach eine Frage der Zeit und Gewöhnung ist.

Alles in allem ist die Kamera aber die für mich richtige Entscheidung gewesen! Ich werde sie nicht mehr abgeben und im nächsten Urlaub wird sie wieder dabei sein. Die Kompromisse, die ich eingehen muss, werden mit den Vorzügen mehr, als wett gemacht. Die Kamera fühlt sich für mich nicht, wie ein Kompromiss an. Sie fühlt sich richtig an. Ich will sie mitnehmen und dabei haben. Das Fotografieren macht mir Freude und das ist mehr wert, als ein schnellerer Autofokus.

Ich hoffe, der Beitrag konnte einen kleinen Einblick geben, was ich von einer solchen Kamera möchte und konnte dir eventuell helfen, dich zu entscheiden, ob du diese Kamera ebenfalls haben möchtest.

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